Erik Schumann, Violine
Ken Schumann, Violine
Liisa Randalu, Viola
Mark Schumann, Violoncello
Introduzione. Der Moment, in dem man noch nichts weiß, die Augen und Ohren weit offen, nach Orientierung sucht. Am Anfang von Beethovens neuntem Streichquartett zum Beispiel. Ein unaufgelöster Akkord nach dem anderen, und die Vier kosten den Moment aus, verschärfen – extrem leise – die Orientierungslosigkeit; reduzieren alles Wissen auf das reine Jetzt. Das Schumann Quartett ist dort angekommen, wo alles möglich ist, weil man auf Sicherheiten verzichtet. Das schließt auch die Zuhörer/innen mit ein, die sich Abend für Abend auf alles gefasst machen müssen: „So wirklich entwickelt sich ein Werk nur live“, sagen sie, „das ist the real thing, weil wir vorher selbst nie wissen, was passiert. Spätestens auf der Bühne fällt jede Imitation weg, man wird automatisch ehrlich zu sich selbst. Dann kann man in der Musik eine Verbindung mit dem Publikum herstellen, kommunizieren.“
Die Live-Situation wird in naher Zukunft noch weiter aufgeladen: Sabine Meyer, Menahem Pressler und Albrecht Mayer werden Konzerte mit den Vieren geben. In der Spielzeit 2015/2016 waren sie Residenzquartett auf Schloss Esterhazy, die Uraufführung eines Streichquartetts von Helena Winkelman stand an, außerdem: Konzerte in der Tonhalle Zürich, im Wiener Musikverein, Wigmore Hall und im Concertgebouw Amsterdam, eine Israel-Tour und in Washington D.C. das Amerika-Debüt. Im Rahmen der zweijährigen Residenz am Lincoln Center finden ab der Saison 2016/17 mehrere Konzerte in New York City statt.
Seit ihrer Kindheit spielen die drei im Rheinland großgewordenen Brüder Mark, Erik und Ken Schumann zusammen. 2012 ist die in Tallinn geborene und in Karlsruhe aufgewachsene Liisa Randalu als Bratschistin dazu gekommen. Immer wieder bemerken Außenstehende, wie stark die Bindung zwischen ihnen ist. Die Vier genießen die nonverbale Kommunikation, „ein Blick, und ich weiß, wie er/sie die Musik in dem Moment spielen möchte“. Unterschiedliche Persönlichkeiten treten deutlicher hervor, gleichzeitig entsteht in jedem musikalischen Werk ein gemeinsamer Raum, findet eine geistige Metamorphose statt. Vielleicht sind diese Offenheit, die Neugierde, die entscheidenden Einflüsse von Lehrern wie Eberhard Feltz oder Partnern wie Menahem Pressler, mit dem sie 2016 eine CD aufnehmen. Veröffentlichungen, das Studium beim Alban Berg Quartett, die langjährige Residency beim Robert-Schumann-Saal in Düsseldorf, der Gewinn des renommierten Concours de Bordeaux, Preise, Lehrer, musikalische Partner – gerne werden Stufen konstruiert um herzuleiten, warum viele das Schumann Quartett heute zu den besten überhaupt zählen.
Die vier fassen solche Daten eher als Begegnungen auf, als Bestätigung für ihren Weg. Sie empfinden die musikalische Entwicklung der letzten zwei Jahre als Quantensprung. „Wir haben Lust darauf, es bis zum Äußersten zu treiben, zu probieren, wie die Spannung und unsere gemeinsame Spontaneität trägt“, sagt Ken Schumann, der mittlere der drei Schumann Brüder. Versuche, ihnen einen Klang, eine Position, eine Spielweise zuzuordnen, hebeln sie charmant aus. Deswegen freuen sie sich über ihre zweite CD: Mozart, Ives, Verdi. Der eine „vergeht schier in Schönheit“ (DIE ZEIT) bei Mozart, der andere (Deutschlandfunk) sieht in ihrer Interpretation des zweite Quartetts von Charles Ives, „zerrissen, voller Anspielungen und Zitate […] ein neues Bravourstück im Repertoire des explosiven Ensembles“. Ausreichend Raum für Abenteuer, also.
Konzert: 29.09.2019/ Schulkonzert: 30.09.2019
Website: www.schumannquartett.de